Arnstadt | 30.Oktober 2020
Brustkrebs kennt keine Pandemie. Auch deshalb – und weil sie anderen Frauen Mut machen will – hat sich Dorothea Schendel die Zeit genommen und uns ihre Geschichte erzählt.
Die Vorsorge hat Dorothea Schendel immer in Anspruch genommen und auch regelmäßig selbst ihre Brust abgetastet. Eines Tages merkte sie das irgendwas nicht stimmt. Ihre Brust fühlte sich anders an, als sie dann auch noch leicht gerötet war und auch irgendwie heiß, hat sie den Arztbesuch nicht auf die lange Bank geschoben. Ihre Ärztin schickte sie zur Mammographie. Von dort ging es zu uns in die Klinik, genauer in die Mammasprechstunde bei unserer heutigen Chefärztin Dr. Christine Stapf. Eine Biopsie brachte die Gewissheit: in ihrer Brust wuchs ein aggressiver Tumor. „Ich war zu DDR-Zeiten als Gesundheitsfürsorgerin tätig, habe da auch Frauen mit Brustkrebs betreut“, erzählt uns Dorothea Schendel. „Und dennoch, der Satz Ich habe Brustkrebs ist eben noch einmal etwas anderes, das ist so, als ob jemand einen eine Keule über den Kopf zieht.“
All das liegt nun sieben Jahre zurück. Es folgte eine mehrmonatige Chemotherapie. Etwas, wovor Dorothea Schendel „großen Respekt“ hatte, sah sie doch damals wie die von ihr betreuten Patientinnen litten. „Letztlich bin ich froh, dass ich Frau Stapf vertraut habe und die Behandlung machen ließ, die Medikamente sind heutzutage auch ganz andere“, sagt sie rückblickend. Bei der anschließenden Operation wurde die Brust abgenommen. Jeder Frau geht es in so einer Situation schlecht, sie sei da keine Ausnahme gewesen, berichtet die heute 67-Jährige weiter. „Für mich war es wichtig, weg von diesem Ich muss das jetzt irgendwie schaffen hin zu Ich schaffe das zu kommen, das war ein großer und wichtiger Schritt.“ Sie habe dann nicht mehr so gehadert.
Drei Jahre lang war alles soweit in Ordnung. 2016 bemerkte Dorothea Schendel, dass sie schlechter schlucken konnte. Nach einigen Untersuchungen stellte sich heraus, der Krebs war zurück und zwar in Form von Lymphknotenmetastasen. Diese wuchsen um die Speiseröhre herum und drückten sie zusammen. Es folgten eine Chemo-, Strahlen- und Hormontherapie. Die Therapie war erfolgreich. Sicher, die vielen Behandlungen haben zuweilen nicht unerhebliche Nebenwirkungen, auch für Dorothea Schendel. Dennoch bleibt sie bei „ihren Credo“ Wichtig ist, dass der Krebs weg ist. „Das hilft mir, mich damit zu arrangieren“. Ende 2019 fanden die Ärzte in der anderen Brust und der Halswirbelsäule erneut Metastasen. Seitdem ist sie in Behandlung, erhielt Bestrahlung und derzeit noch eine Hormontherapie.
Während dieser gesamten Zeit waren ihre Familie, Freunde und auch andere betroffene Frauen für sie eine wichtige Stütze, die sie nicht missen möchte. Sie weiß auch, nicht alle haben das Glück, eine Familie und Freunde um sich zu haben. Nicht nur deshalb findet sie Gruppen von ebenfalls Betroffenen Frauen oder Beratungsmöglichkeiten wie etwa die psychonkologische Beratung so wichtig und wertvoll. Es ist kein einfacher Weg, der da zu gehen ist und bei so einer Beratung können noch einmal andere Fragen gestellt oder offen über die eigene Erkrankung gesprochen werden. Dorothea Schendel bleibt zuversichtlich und versucht diese auch an Frauen, die gerade sehr mit der Diagnose, sich selbst oder ihrem Körper hadern, weiterzugeben. Insbesondere den Frauen möchte sie mit auf den Weg, sich wirklich die wenigen Minuten im Monat für die Untersuchung ihrer Brust Zeit zu nehmen. Denn auch hier gilt, je früher erkannt, desto größer die Chance auf Heilung.